Reinhold Messner: Zurück in den Bergen. Bergsteigen als Lebensform.
Nein, Reinhold Messner ist noch längst nicht bereit, sich zur Ruhe zu setzen. Obwohl der legendäre Bergsteiger und Abenteurer das zweifellos ruhigen Gewissens tun könnte.
Doch Reinhold Messner gehört nicht zu der Sorte Mensch, die irgendwann ruhig werden. Ruhiger vielleicht schon, das läge wohl am Alter, mein der gebürtige Südtiroler, der inzwischen 78 Jahre alt ist.
Reinhold Messner bestieg im zarten Alter von fünf Jahren seinen ersten Dreitausender – in Begleitung seines Vaters. Nun muss man wissen, dass das in Südtirol nicht unbedingt als außergewöhnlich betrachtet wird, sicherlich gibt es andere Kinder, die das auch taten. Doch Reinhold Messner trieb die Liebe zu den Bergen, dieser unberührten, magischen und gleichzeitig unberechenbar gefährlichen Welt sein ganzes Leben an. Reinhold Messner sagt über sich: „Mir ging es, vielleicht im Gegensatz zu den „modernen Abenteurern“, immer schon weniger um Rekorde, als vielmehr um das Ausgesetztsein. Ich wollte mich diesen unberührten Naturlandschaften ausgesetzt fühlen, das geht in meinen Augen nur mit einem Minimum an Ausrüstung.“ Reinhold Messner betrieb downsizing, als es den Begriff noch nicht einmal gab.
Auf seiner Website beschreibt er sein Wirken so: „Den Möglichkeiten des Kommunikationszeitalters setzt er sein Unterwegssein als Fußgänger gegenüber und verzichtet auf Bohrhaken, Sauerstoffmasken und Satellitentelefon – ein Anachronismus zwar, der aber der Wildnis ein unerschöpfliches Erfahrungspotential bewahrt.“
Reinhold Messner: „Das Unmögliche möglich machen“ ist mein Lebensmotto. Heute betreibe ich Bauernhöfe und leite Museen. Aufgaben, die mich aber genauso befriedigen wie früher die Berge.“
Ich selbst erinnere mich gut an das Schloss Juval in Südtirol, das ich mit meiner Familie während der Ferien in Südtirol besucht habe. Es ist Teil des von Reinhold Messner initiierten Messner Mountain Museum, eine sechsteilige Museumsstruktur, bei der jedes Haus, wie ein Satellit, jeweils einem Teilthema gewidmet ist. Ich erinnere mich, dass ich mit einer gewissen Ehrfurcht zu diesem Schloss aufblickte, und das hatte weniger mit dem Bau zu tun, sondern viel mehr mit der Person Reinhold Messner, der mir als Kind wild und auch ein bisschen spinnert erschien. Heute würde ich sagen, dass Messner seiner Zeit weit voraus war. Früh hatte er begriffen, worum es wirklich geht auf diesem Planeten, und setzte sich dafür ein.
Politik, um die Probleme der Welt Schritt für Schritt zu lösen.
Reinhold Messner: „Politik hat mich interessiert, seit ich erwachsen bin. Zuerst die Dorf-, dann die Landespolitik. Durch meine Reisen und Expeditionen wurde ich später mit den Problemen in Tibet, im Kaukasus, in Kasachstan und Nepal konfrontiert. (…) Zuletzt hatte ich als Abgeordneter im Europa-Parlament die Chance, zur Befriedung von Krisengebieten beizutragen. Wenn auch nur in winzig kleinen Schritten.“
Heute möchte er sein Erbe einbringen, sagt er: „Ich will erzählen, was ich erlebt habe an den äußersten Enden der Welt und von jenen, die Ängste mit mir teilten, Hoffnungslosigkeit manchmal und die Euphorie zuletzt, wieder geboren zu sein. Zurück aus menschenfeindlichen Welten haben wir nichts als Erfahrungen. (…) Eine dieser Aufgaben für mich ist das Bergmuseum, kurz MMM, in dem ich erzähle, was in uns passiert, wenn wir uns den Bergen ausliefern. Ihren Gefahren und ihrer Erhabenheit, ihrer Größe und ihren Geheimnissen. (…) Es wird uns den Blick öffnen auf Werte, die den Gebirgen der Erde seit Anbeginn innewohnen: Zeitlosigkeit, obwohl sie verwittern; Gefahren, die wir alle fürchten; Entschleunigung, die uns allen Not tut.“
Reinhold Messner, der Wegbegleiter. Messners Botschaft ist wichtig. Menschen, die ihn in einem Vortrag erleben, „erleben mich unmittelbar und unvermittelt.“
Er lässt sie hineinschauen in seine Welt, im Geiste mitgehen, wenn er den Mount Everest besteigt oder unter dem Gipfel des Lhotse scheitert. Der versierte Redner Reinhold Messner beschreibt es so: „Ich versuche, meine Innenwelt nach außen zu kehren, die Zweifel, Ängste und Schwächen, die jeden von uns treffen, wenn er an die Grenzen seines Könnens stößt, als Wegbegleiter zu beschreiben. Sie sind der gemeinsame Nenner, den ich mit meinem Publikum habe.“
Reinhold Messner ist und bleibt eine Legende. Ihn einmal erlebt zu haben, gehört zu den großen Momenten im Leben. Inzwischen ist Messner milder geworden in seinen Worten. Doch seine Botschaft bleibt klar: „Wir müssen das Ausgestztsein lernen.“ Vielleicht aktuell mehr denn je.
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